Stand: 24.03.2023 11:18 Uhr
Der Ramadan hat begonnen. Doch das Erdbeben in der Türkei und Syrien überschattet den Fastenmonat in vielen Famlien. Annett Abdel-Rahman hat sich Gedanken über diesen besonderen Ramadan gemacht.
Nicht mal Wasser? Diese Frage ist mittlerweile unter Muslimen ein Running Gag, sie ist wahrscheinlich die Frage, die ihnen von Kolleginnen und Kollegen oder Lehrkräften an Schulen am meisten gestellt wird, wenn der Fastenmonat Ramadan beginnt. Und das ist nun wieder der Fall, der Ramadan hat begonnen. Vom Beginn der Morgendämmerung bis zum Sonnenuntergang am Abend wird nicht gegessen und getrunken. Und nein, nicht einmal Wasser. Das Fastengebot gilt nur für Menschen, die alt genug, gesund und verständig sind. Kinder sind von der Pflicht zu fasten ebenso befreit wie Kranke, Schwangere und Reisende.
Fasten: Ein Gottesdienst, den niemand sieht
Ramadan bedeutet jedoch viel mehr als der Verzicht auf Essen und Trinken. Zum Fasten gehört auch, nicht zu streiten, sich nicht schlecht zu benehmen und über sich und das Leben zu reflektieren. Es ist die Zeit für eine besondere spirituelle Verbindung zu Allah, zu Gott. Denn das Spannende am Fasten ist, dass es ein Gottesdienst ist, den niemand sieht oder kontrollieren kann. So lautet ein Ausspruch des Propheten Muhammad: "Allah, der Erhabene sagte: 'Jede Handlung des Menschen ist für ihn bestimmt, außer die des rituellen Fastens, die ist für mich bestimmt, und ich belohne sie.'"
Zum Ramadan gratulieren
Ist die Sonne untergegangen, wird das Fasten mit Datteln und Wasser gebrochen, dann wird gebetet und eine normale Mahlzeit gegessen. Morgens, vor Beginn der Morgendämmerung, stehen viele Muslime extra auf und essen noch eine Kleinigkeit, bevor das Fasten tagsüber wieder beginnt. Sie sind daran gewöhnt, in diesem Monat nachts zu essen und zu trinken und stellen sich darauf ein. Aber natürlich ist so ein Fastentag auch sehr anstrengend, die Konzentration und die körperliche Kraft können schneller nachlassen, als das sonst der Fall ist. Ramadan ist ein sehr gemeinschaftlicher Monat, Familie und Freunde werden zum Essen eingeladen, man trifft sich in der Moschee und betet gemeinsam, viele spenden Geld an Bedürftige.
Für Kinder und Jugendliche in der Schule kann der Ramadan eine besondere Herausforderung darstellen, denn natürlich macht das Fasten müde und unkonzentriert. Es verdient Anerkennung, zu sehen, wie diszipliniert und ausdauernd viele junge Muslime den Ramadan verbringen. Diese Anerkennung kann jeder von uns zeigen, indem man zum Ramadan gratuliert oder interessiert nachfragt.
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Erdbebenkatastrophe überschattet Fastenmonat
In diesem Jahr wird der Ramadan sicherlich etwas stillerer werden: Das verheerende Erdbeben in der Türkei und in Syrien betrifft viele Muslime. Fast alle muslimischen Familien mit Verbindungen zur Türkei und nach Syrien haben jemanden verloren, Familienmitglieder, Freunde, Nachbarn. Viele wissen, dass es den Ort, den sie jedes Jahr im Sommerurlaub besuchen, so nicht mehr gibt. Muslimen mit Familien in Syrien geht es ähnlich, sie fühlen sich jedoch noch hilfloser: Sie wissen, dass es ihren Angehörigen schlecht geht, dass sie nicht mal ein Zelt zum Übernachten haben und sie können fast nichts tun.
Für Kinder und Jugendliche bedeutet das, dass der Ramadan leiser sein wird, dass ihren Familien vielleicht gar nicht zum Feiern zumute ist, weil sie an die Verstorbenen denken oder sich Sorgen machen um die, die noch vor Ort sind.
Ich möchte ermutigen, jetzt, da die Medienberichte weniger werden, Muslime anzusprechen, zum Ramadan zu gratulieren und bei den Betroffenen nachzufragen, wie es der Familie, den Freunden in der Türkei oder in Syrien geht. Ein Moment des Zuhörens und der Anteilnahme, auch Wochen nach dem Unglück, löst sicher kein Problem, aber er vermittelt Empathie und Mitgefühl.
Fünf Fragen und Antworten zum Ramadan
1. Was bedeutet Ramadan?
Ramadan leitet sich ab von dem arabischen Wort ramad, was so viel wie "Hitze" und "Trockenheit" des Bodens bedeutet. Neben der Erklärung, der Ramadan verbrenne die Sünden wie die Hitze den Boden, verweist das Wort auch auf das Gefühl von Durst während des Fastens. Zwischen dem Beginn der Morgendämmerung und dem Sonnenuntergang sollen Muslime nicht essen, trinken, rauchen oder Sex haben. Mit einem Abendessen wird das Fasten täglich im Familien- oder Freundeskreis gebrochen (auf Arabisch: Iftar). In Deutschland ist der Ramadan auch ein Monat der interreligiösen Begegnungen beim Iftar.
2. Warum wird gefastet?
Das Fasten geht auf ein koranisches Gebot zurück und gehört zu den sogenannten fünf Säulen des Islam, also zu den zentralen gottesdienstlichen Handlungen im Leben einer Muslimin oder eines Muslims. Es soll die Menschen gottesfürchtig machen, die Seele des Fastenden erfährt dadurch eine Reinigung und Läuterung.
3. Wer muss fasten?
Alle geistig gesunden Muslime, die die Pubertät erreicht haben und damit als mündig gelten. Es sei denn, sie gehen damit gesundheitliche Risiken ein. Reisende zum Beispiel oder Schwangere können die versäumten Fastentage später nachholen.
4. Können Nichtmuslime ihre fastenden Arbeitskollegen unterstützen?
An erster Stelle sollten Nichtmuslime respektieren, wie wichtig diese Zeit für gläubige Muslime ist. Sie können auch fastende Arbeitskollegen unterstützen, indem sie versuchen, sie körperlich weniger zu fordern oder ihnen beispielweise ermöglichen, ihre Arbeitszeiten während des Fastens flexibel zu gestalten.
5. Wie wird am Ende des Ramadan gefeiert?
Ramadan endet traditionell mit einem dreitägigen Fest. Auf Arabisch heißt es Id al-Fitr (Fest des Fastenbrechens), auf Türkisch Seker Bayrami (Zuckerfest). Muslime beginnen das Fest mit einem besonderen Gebet nach Sonnenaufgang. Danach feiern sie gemeinsam in der Familie und mit Freunden.
Anmerkung der Redaktion: Liebe Leserin, lieber Leser, die Trennung von Meinung und Information ist uns besonders wichtig. Meinungsbeiträge wie dieser Kommentar geben die persönliche Sicht der Autorin/des Autors wieder. Kommentare können und sollen eine klare Position beziehen. Sie können Zustimmung oder Widerspruch auslösen und auf diese Weise zur Diskussion anregen. Damit unterscheiden sich Kommentare bewusst von Berichten, die über einen Sachverhalt informieren und unterschiedliche Blickwinkel möglichst ausgewogen darstellen sollen.
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Author: Mr. Patrick Owens
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